Jeder Besitzer eines Pferdes mit Sommerekzem kennt das: Man kommt in den Stall mit der Pflegelotion bewaffnet und denkt sich "hoffentlich sind wenigstens noch drei Haare an der Mähne und er hat sich nicht wund geschuppert". Sein Pferd hört man schon von weitem, denn der Balken knarzt unter der Kraft mit dem das Pferd seinen Hintern beinahe zwanghaft hin und her kratzt und kaum davon ablassen kann.
Die Haare des, über den Winter, schön gepflegten Schweifs zieren nun den besagten Balken und die Schweifrübe ist innerhalb kürzester Zeit wieder blank, geschwollen und verkrustet.
Nun begutachtet man erstmal die neusten kahlen Stellen, schnappt sich sein Pferd und wandert Richtung Putzplatz.
Der Putzkoffer wird geöffnet und zum Vorschein kommt die zehnte Ekzemerlotion die wieder nicht hilft, das neue Ekzemeröl dessen Verpackung sich so gut gelesen hat, das muss ja funktionieren, und das super Insektenschutz-Spray, das gefühlt nur fünf Minuten wirkt und man seinem Pferd den ganzen Tag damit hinterherlaufen möchte, damit es seine Ruhe vor den Plagegestern hat.
Der Wettlauf um Jucken, Schuppern und Hinterherschmieren hat begonnen!
Wir wollen dir 5 wertvolle Maßnahmen vorstellen um das Leben deines Sommerekzemers zu verbessern!
Das Sommerekzem
Ich denke ich muss hier nicht ausführlich darauf eingehen was das Sommerekzem ist und wie es ausgelöst wird. Wenn du diesen Beitrag bis jetzt durchgelesen hast bist du bereits bestens damit vertraut. Wie du weißt gilt das Sommerekzem, im englischen Sweet Itch genannt, als Allergie auf den Biss der Kriebelmücke. Symptome sind extremer Juckreiz der Kahle stellen, Haarausfall und Wunden mit sich bringt. Außerdem sind eine geschwollene Schweifrübe und ein geschwollener Möhnenkamm weitere Begleiterscheinungen. Je nachdem wie ausgeprägt die Symptome sind, ist das Pferd zusätzlich gestresst, schlapp und anfälliger für Infektionskrankheiten. Denn das Sommerekzem, auch das weißt du bereits, kommt mit einer Immunschwäche daher.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist das oft ein Totalschaden, denn Pferde mit Sommerekzem wurden bereits in unterschiedlichen Gerichtsurteilen mit einer Gebrauchsminderung von 50% bis 100% des Wertes beurteilt.
Wie wird man das Sommerekzem los?
Bevor wir zu den 5 wertvollen Maßnahmen kommen, ein kurzer Exkurs in Methoden, die dir bereits bestens bekannt sind.
Die logische Lösung, da das Ekzem nach dem Biss der Kriebelmücke ausbricht, wäre zu Verhindern, dass das Pferd mit Insekten in Kontakt kommt-wird von einigen Herstellern tatsächlich versprochen, funktioniert in der Praxis kaum.
Jeder Besitzer Eines Ekzemer-Pferdes hat im laufe der Jahre bereits hunderte von Euro in Pflege-Shampoos, Hautlotionen extra für Sommerekzemer, hochdosierte Insektenschutz-Sprays, engmaschige Ekzemerdecken und nicht zu vergessen wundersame Zusatzfuttermittel investiert .
Die Wahrheit ist: Es gibt kein Allheilmittel. Man gibt im Laufe der Zeit wahnsinnig viel Geld aus für die meist kostspieligen Wundermittel und unterm Stricht freut man sich schon wenn die Wunden nicht mehr ganz so schlimm aussehen und man ahnen kann, dass an der kahlen Stelle bald ein Haar nachwachsen könnte.
Warum helfen all diese Produkte nicht? Ganz einfach- sie behandeln, mehr oder weniger wirksam, nur die Symptome. Leider behandeln auch die meisten Tierärzte nur die Symptome und nehmen sich kaum Zeit, das Problem an der Wurzel zu packen.
5 wertvolle Maßnahmen, die das Leben deines Sommerekzemers verbessern
Diese Dinge kannst du nicht im Reitsportgeschäft kaufen, denn der Teufel liegt im Detail. Das wichtigste, und an dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass wir ein Online-Shop für Pferdepflegemittel und Zusatzfutter sind, ist das Management um das Pferd!
Ich kann dir gerne das zehnte "Zauberspray" schmackhaft machen, doch auch das wird dich früher oder später enttäuschen wenn das Management deines Pferdes nicht stimmt.
1 Fütterung
Hier sollten wir nicht nur fragen was und wieviel. Essenziell wichtig ist das Verhältnis von Nährstoffen wie Eiweiß, Vitamine und Mineralien sowie eine ausreichende Menge an Raufutter.
Kommt der Verdauungstrakt deines Pferdes durcheinander oder ist nicht ideal Versorgt, ist das die perfekte Gelegenheit für Infektionskrankheiten, Allergien und ähnlichem die sich das geschwächte bzw. überlastete System zu nutze zu machen und aufzublühen.
Zusatzfuttermittel? Sind eine tolle Unterstützung und können viel bewirken, wenn man weiß was seinem Pferd in der Ernährung fehlt.
Bevor du also los gehst und dir im Pferdesporthaus das Ekzemer-Zusatzfutter kaufst, welches sich am besten liest, lass eine Futterberatung mit Rationsberechnung machen.
Anhand der Auswertung kannst du relativ genau sehen was dein Pferd vielleicht sogar zu viel bekommt und was ihm fehlt. Dann kannst du gezielt nach einem geeignetem Futterzusatz suchen.
Hier solltest du unbedingt auf die Qualität und Kompetenz des Herstellers achten und das Zusatzfutter langsam anfüttern.
2 Haltung
Auch hier scheiden sich die Geister und man kann nicht alle Pferde über einen Kamm scheren. Natürlich ist es sinnvoll die Koppelzeit des Pferdes an die Insektenbelastung anzupassen und darauf zu achten, dass genügend Schattenplätze und Unterstände vorhanden sind. Das ist eine grundsätzliche Voraussetzung und hat nichts mit dem Sommerekzem an sich zu tun.
Ob ein Pferd mit Sommerekzem nun in seiner dunklen, kühlen Box oder in einem luftigen, schattigen Unterstand auf der Koppel oder im Offenstall zur Ruhe kommt hängt meist vom Pferd selbst bzw. der bisherigen Haltungsform ab. Natürlich ist es immer schöner wenn ein Boxenpferd nun in eine Offenstallherde einziehen darf, doch ist für ein Pferd mit Sommerekzem der Frühling oder Sommer hier der beste Zeitpunkt für einen Einzug? Wenn ich weiß, dass mein Pferd unter dem Sommerekzem leidet, sollte man bei der Stallwahl sehr auf die Umgebung achten. Habe ich Gewässer in der Nähe? Wie sind die Mistintervalle? Wie weit ist der Misthaufen vom Aufenthaltsort meines Pferdes entfernt ?Und so weiter... Allein die Wahl des richtigen Stalls und Haltungskonzeptes kann schon großes bewirken.
3 Stress und allgemeine Gesundheit
Natürlich ist das eigene Pferd nie gestresst, denn man hat sich größte Mühe gegeben alles perfekt zu machen. Jetzt ist der Zeitpunkt die rosarote Brille abzunehmen und sich neutral und sachlich ein Bild vom Gesamtzustand seines Pferdes zu machen.
Gibt es Stressfaktoren wie der fehlenden Kontakt zu Artgenossen, Unruhe in der Herde, zu wenig Raufutter, allgemeine Hektik am Stall, Umzug in einen neuen Stall und so weiter?
Stelle die Stressfaktoren ab! Denn das ist mit ein ausschlaggebendes Kriterium wie stark die Symptome auftreten.
Beobachte dein Pferd genau! Ist es schlapp, offensichtlich kränklich, zu dick oder zu dünn, das Fell glanzlos, die Haut schuppig? Lasse dein Pferd mindestens 1x im Jahr vom Tierarzt begutachten. Zum Beispiel über ein Blutbild. Das kostet Geld- richtig, doch viel mehr Geld kosten unzählige Futterzusätze und Pflegemittel die lediglich die Symptome mindern oder im schlimmsten Fall, falsch angewendet, diese noch begünstigen.
Plane Impfungen und andere Behandlungen, die den Körper deines Pferdes fordern im Winter wenn das Pferd symptomfrei ist, denn auch das kann die Symptome extrem verstärken.
4 Prävention
Richtig gehört. Auch die Vorbereitung ist eine sehr wichtige Stellschraube zur Verbesserung der Lebensqualität deines Ekzemer Pferdes. Die Bezeichnung "Sommerekzem" besagt ja, dass das Pferd nur im Sommer diese Krankheit hat.
Nein, denn wie in den bereits erwähnten Punkten beschrieben gilt es deutlich mehr zu beachten als die Symptome an sich.
Nachdem du dank Futterberatung und Blutbild nun weißt was dein Pferd in der Ekzemersaison braucht, kannst du die selben Maßnahmen in der symptomfreien Zeit durchführen. Ist hier etwas Verändert? Dann stelle auch dein Management und beispielsweise das Futter für diesen Zeitraum um.
In Herbst und Winter erholen sich Haut und Organismus von den Strapazen des Sommers. In dieser Zeit kannst du dein Pferd mit den Richtigen Pflege- und Futtermitteln unterstützen und so Haut und Organismus für die nächste Saison stärken. Noch vor dem Fellwechsel im Frühjahr hilft es ungemein, mit der Prävention in den Endspurt zu gehen. Wenn du es schaffst den allgemeinen Gesundheitszustand sowie Haut und Haar über die symptomfreie Zeit optimal zu stärken, wird dein Pferd in der kommenden Saison seinen Sommer deutlich besser genießen können.
Hier helfen zusätzlich aufbauende Hautsprays und Futterkuren.
5 Pflege und Regeneration von Haut und Haar
Nach jetzigem Stand ist das Auftreten des Sommerekzems nicht heilbar. Das heißt, wir können zwar durch Anpassung der Lebensumstände eine deutliche Verbesserung und vielleicht sogar eine Symptomfreiheit erzielen, die Ursache an sich bleibt aber bestehen.
Wie können wir die, idealerweise verminderten, Begleiterscheinungen lindern?
Es gibt unzählige Lotionen, Sprays, Futterzusätze und Insektenschutzmittel.
Aber welche sind für ein Pferd mit Sommerekzem tatsächlich geeignet und wirkungsvoll?
Gerne würde ich dir ein Allheilmittel verkaufen mit dem alle Symptome verschwinden, die Haut in Windeseile heilt und Schweif und Mähne wieder traumhaft sprießen! Die Wahrheit ist, jedes Pferd und jeder Besitzer sind anders und DAS Allheilmittel wurde, zumindest von mir, noch nicht gefunden.
Was man aber sofort und mit wenig Aufwand umstellen kann, ist die Wahl der Pflegemittel. Schau genauer hin! Was ist wirklich drin in der Zauberflasche?
Gerade bei hautempfindlichen Pferden sind die Inhaltsstoffe das A und O.
Es gibt noch nicht viele davon aber es gibt sie: Pflegemittel aus rein natürlichen Inhaltsstoffen. Und nur noch das sollte zukünftig an die Haut deines Pferdes kommen! Dabei steht nicht zwingend in der Produktbezeichnung oder auf dem Etikett groß "Ekzemer" geschrieben, was auch nicht weiter schlimm ist, denn wichtig ist nicht was auf dem Etikett steht sondern was drin ist.
Falls dich dieses Thema genauer interessiert haben wir hier einen Blogbeitrag über das Thema Fell- und Mähnensprays und deren Inhaltsstoffe erstellt.
Auch deine Pflegeroutine solltest du dir genauer anschauen.
Ein Beispiel ist das Waschen von schwer betroffenen Hautstellen. Nehmen wir mal an, du nutzt hierfür bereits ein hochwertiges, natürliches Shampoo mit wertvollen Wirkstoffen die die Haut deines Pferdes beruhigen und pflegen. Soweit so gut. Doch was kommt danach? Jeder Kontakt mit Wasser trocknet die Haut aus. Je nach Härtegrad des Wassers setzt sich mehr oder Weniger Kalk auf der Haut ab und verstopft die Poren, was zur Austrocknung der Haut führt. Nach dem Waschen mit Pflegeshampoo und Wasser solltest du die Haut mit einer geeigneten Pflegecreme oder- Lotion nachbehandeln. Denn nur jetzt kann sich die Haut regenerieren.
Auch bei der Behandlung von Wunden ist es wichtig den richtigen Wirkstoff zu verwenden. Habe ich trockene Hautkrusten und behandle diese mit Zink, dann trocknen diese Stellen noch mehr aus und können weiter jucken. Hier wäre der Griff zu feuchtigkeitsspendenden Mitteln, wie beispielsweise Propolissalben, die richtige Wahl. Das gleiche gilt natürlich auch andersrum. Auch hierzu haben wir einen Bolgbeitrag "Wundbehandlung beim Pferd- Zink oder Propolis?" erstellt.
Fazit
Ich könnte noch hunderte Seiten über dieses Thema schreiben, doch das würde hier den Rahmen sprengen. Wir werden diese und weitere Themen im Detail über weitere Blogbeiträge veröffentlichen.
Als ehemaliger Ekzemerbesitzer wünschte ich mir, ich hätte damals schon all diese Dinge gewusst. Ich hoffe ich konnte dir neuen Mut machen und hilfreiche Tipps zur Verbesserung der Lebensqualität von deinem Pferd und dir an die Hand geben.
Es ist also wichtig das Thema vollumfänglich und ganzjährig zu betrachten, sein Geld sinnvoll einzusetzen und sich selbst zu hinterfragen. Die jeweiligen Punkte allein können schon viel bewirken, doch nur wenn du alle Punkte mit einbeziehst wirst du das Leben deines Pferdes langfristig verbessern können.
Für die Wahl geeigneter Pflegeprodukte haben wir eine eigene Kategorie "Ekzemer-Pflege" erstellt. Da wir in unserem Shop nur Pflegemittel aus natürlichen Wirkstoffen im Sortiment haben kannst du auch mit Produkten außerhalb dieser Kategorie nichts falsch machen.
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